Was will der Lama mit dem Gewehr?
Diese Frage stellt sich nun in der Tat: Wozu in aller Welt braucht im Jahr 2006 ein Lama aus einem Dorf in Bhutan ein Gewehr? Genauer gesagt, braucht er sogar zwei. Für ein Ritual, wie der alte Mönch sagt, und um die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Der Grund für einen solchen spirituellen Eingriff: Bhutans König ist gerade zurückgetreten. Es gibt jetzt sogar Internet und James Bond im Fernsehen. So also sieht der folgsame Novize viel Natur und die prachtvolle Kulisse des Himalayas, aber eben (vielleicht auch deshalb) wenig Waffen. Wozu der amerikanische Tourist Ronald (Harry Einhorn) das altmodische Gewehr braucht, ist dagegen klar. Er sammelt sie. Der Händler (Tandin Sonam) wittert da ein Geschäft. Eine andere Frage: Warum reist Tshering Yangden (Pema Zangmo Sherpa) durchs ganze Land? Das Land, das seine Lebensqualität am Maßstab Bruttoinlandsglück misst, muss die Demokratie lernen. Davon verstehen ihre Landsleute so ziemlich gar nichts. Eine Frau fragt geradeheraus: Wozu brauchen wir Demokratie, wir sind doch glücklich?
2019 platzierte Filmemacher Pawo Choyning Dorji das kleine Land Bhutan (800.000 Einwohner) mit der Komödie LUNANA - DAS GLÜCK LIEGT IM HIMALYA auf die Landkarte des Weltkinos. Seine zweite Arbeit, die Satire WAS WILL DER LAMA MIT DEM GEWEHR?, festigt diese Position. Das warmherzige Schelmenstück schaffte es auf die Shortlist für den Auslandsoscar. Nun gut, wer vor solcher Kulisse filmt, muss um großartige Bilder nicht betteln. Das allein macht es nicht aus. Mit nahezu buddhistischer Gelassenheit hinterfragt der Film: Tragen Internet und Fernsehen zur Steigerung des Bruttoinlandsglücks bei?
Bhutan 2023
Regie: Pawo Choyning Dorji
Darsteller: Tandin Wangchuk, Kelsang Choejey, Deki Lhamo u.a.