Was Marielle weiß

Marielle (Laeni Geiseler) bekommt ihre telepathischen Fähigkeiten schlagartig - buchstäblich. Sie hat eine Mitschülerin "Schlampe" genannt und spürt kurz danach die Hand mit bunt lackierten Fingernägeln auf der Wange. In Slow Motion übrigens. Am Abendbrottisch rückt die 12-Jährige dann gleich die Lebenslügen ihrer Eltern zurecht. Papa Tobias (Felix Kramer) gibt vor, in seinem Verlag ein harter Hund zu sein. Dabei hat er wieder mal bei einer Diskussion mit einem Konkurrenten (Moritz von Treuenfels) den Schwanz eingezogen. Mama Julia (Julia Jentsch) hat heimlich geraucht. Dass sie mit ihrem Kollegen (Mehmet Atesci) wild geflirtet hat, kommt erst einmal nicht auf den Abendbrottisch. Fortan müssen die Eltern damit leben, dass ihre Tochter ihnen praktisch zu jeder Zeit über die Schulter sieht. So etwas kann beim Sex schon peinlich werden. Vielleicht könnte eine weitere Ohrfeige den Zauber brechen? Das soll Papa machen. Schläge sind irgendwie Männersache.

Regisseur und Drehbuchautor Frédéric Hambalek reißt alle Masken runter. Seine zartbittere Komödie WAS MARIELLE WEISS spielt mit dem Motiv "Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit". Nüchtern und sachlich, in gedeckten Farben und mit viel Spielwitz inszenierte Hambalek seinen "übersinnlichen" Berlinale-Film. Laeni Geiseler spielt mit kindlicher Direktheit eine Tochter, die mehr weiß, als sie will.

Drama, Deutschland 2025, Regie: Frédéric Hambalek, Darsteller: Julia Jentsch, Felix Kramer, Laeni Geiseler u.a.

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Ab 12 Jahren  |  88 Minuten

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