Sonntagskind - Die Schriftstellerin Helga Schubert

Über 20 Jahre hatte die Schriftstellerin Helga Schubert nichts mehr veröffentlicht. Dann erhielt die damals 80-Jährige im Sommer 2020 den Ingeborg-Bachmann-Preis für ihren autobiographischen Erzählband "Vom Aufstehen - ein Leben in Geschichten". Diese Geschichten erzählten von einem Sonntagskind. Eine davon erinnert an die drei Heldentaten ihrer Mutter: Sie habe 1939 das ungewollte Kind nicht abgetrieben. Sie habe es auf der Flucht vor den Russen bis zur Erschöpfung im Kinderwagen nach Greifswald geschoben, und sie habe es nicht erschossen, als die Sowjet-Armee Greifswald eroberten. Helga Schubert spricht diese Sätze fast gleichmütig als Tatsachenbericht. Dokumentarist Jörg Herrmann erzählt in der Film-Biographie SONNTAGSKIND - DIE SCHRIFTSTELLERIN HELGA SCHUBERT diese Geschichten eines Lebens nach. Wie sie auf dem Dorf in Mecklenburg-Vorpommern mit ihrem pflegebedürftigen Mann Johannes Helm lebt. Wie sie zu Lesereisen und Empfängen aufbricht. Und er schaut weiter zurück: Auf eine Frau, die mit 19 Jahren schwanger wird, die als Schriftstellerin und Psychotherapeutin arbeitete, die später zu Wendezeiten Pressesprecherin des Zentralen Runden Tisches in Ost-Berlin wurde.

Jörg Hermann nimmt die beschauliche Stimmung der neuen Heimat von Helga Schubert auf. Er lässt die Autorin zu Wort kommen, legt ihre Stimme über die ländlichen Szenen. Die Literaturkritikerin Insa Wilke sprach die Einladung zu den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt aus. Dort wird der Ingeborg-Bachmann-Preis vergeben. Insa Wilke kommt im Film ebenso zu Wort wie der Politiker Markus Meckel, mit dem sie am Runden Tisch saß.

Deutschland 2023

Regie: Jörg Herrmann

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Ab 0 Jahren  |  100 Minuten