Schleimkeim - Otze und die DDR von unten
Punk in der DDR? Wer die Antwort auf diese Frage sucht, muss auf einen Bauernhof. Der liegt in Stotternheim bei Erfurt. Genau hier gründeten 1980 die Brüder Dieter "Otze" (Gesang und Schlagzeug) und Klaus Ehrlich (Gitarre) zusammen mit Andreas "Dippel" Deubach (Bass) die Band Schleimkeim. Frontmann Otze hatte offenbar zu viel Westradio gehört und kam zu der Überzeugung: So was wie die Sex Pistols können wir auch. Vielleicht nicht ganz wie die Briten: Schleimkeim spielte viel in Kirchenräumen. Der Staat mochte Punk und die Pistols nicht so sehr. Das bekamen die Jungs und ihre späteren Mitstreiter durchaus zu spüren. Immerhin, sie veröffentlichten unter dem Deckmantel "Saukerle" gemeinsam mit der Band "Zwitschermaschine" das erste Ost-Punk-Album im Westen. Titel: "DDR von unten". Jan Heck, der nicht aus dem Osten stammt, aber Punk liebt und spielte, porträtiert mit seiner Musik-Doku SCHLEIMKEIM - OTZE UND DIE DDR VON UNTEN die "konterrevolutionäre" Band, die mit schnellen, harten Beats und kritischen Songtexten die DDR-Welt aus der Untersicht kommentierte. Heck spricht mit ehemaligen Bandmitgliedern. Aber nicht mit Otze. Sein Leben zerbrach, als die Mauer fiel. 2005 ist er gestorben. Zuvor hatten seine Dämonen ihn in den Wahn und zu einer unglaublichen Tat getrieben. Die Dokumentation verbindet Musik- mit Zeitgeschichte. Und ja, Erich Honecker ist auch zu sehen.
Deutschland 2023
Regie: Jan Heck