Memory
Die Wiedersehensfeier an der Highschool ist für Sylvia (Jessica Chastain) bittere Erinnerung an die Schultage. Schön trinken lässt sich der Abend ebenfalls nicht. Sylvia ist alkoholkrank. Allein sitzt die Sozialarbeiterin am Tisch, bis Saul (Peter Sarsgaard) sie nach Hause verfolgt. Am nächsten Morgen hockt er vollkommen durchnässt vor ihrer Tür. Saul leidet an Demenz und hat sich verlaufen. Ob er Sylvia von früher kennt? Er weiß es nicht.
Die Sozialarbeiterin hat genug eigene Sorgen. Sie leidet an Schlaflosigkeit. Ihrer Tochter Anna (Brooke Timber) verbietet sie den Kontakt zur Großmutter. Aus gutem Grund?
Sylvia geht also auf das Angebot ein, Saul zu betreuen. Sie gehen zusammen spazieren, spielen oder schauen Fernsehen. Der Mann, der sich nicht erinnert, und die Frau, die ihren Schmerz nicht vergessen kann, kommen sich näher. Dabei brechen alte Wunden auf, vielleicht, weil sie nur so heilen können.
Der Mexikaner Michel Franco inszenierte sein Drama MEMORY auf untypische, weil ausgesprochen undramatische Weise. Lange Einstellungen erlauben, dem warmherzigen Wechselspiel zwischen Oscarpreisträgerin Jessica Chastain und Peter Sarsgaard in Ruhe zu folgen. Franco spielt humorvoll mit dem Nicht-Erinnern und behält zugleich den Ernst des Nicht-Vergessen-Könnens im Blick. Für 100.000 Dollar setzte der Regisseur sein Drama in Szene und seine Stars auf die Besetzungsliste. Wie es heißt, kaufte Jessica Chastain ihre Kostüme beim Discounter selbst. Sarsgaard gewann den Darsteller-Preis in Venedig.
USA/Mexiko 2023
Regie: Michel Franco
Darsteller: Jessica Chastain, Peter Sarsgaard, Brooke Timber u.a.