Im Schatten des Orangenbaums

Fürs Hochzeitsfoto postiert sich die Familie vor einem Plakat mit Palmen und Meer. Es ist der einzige schöne Hintergrund für diesen freudigen Anlass. Rechts und links von dem Poster sehen die Straßen und Häuser im Westjordanland trist aus. Die guten Zeiten sind lange vorbei. Damals, im Jahr 1948, als ein Vater seinen Sohn auf den Arm nahm, damit er sich selbst eine Orange pflücken konnte. Hanan (Cherien Dabis) kann sich noch daran erinnern - will sich noch daran erinnern. Im Jahr 1988 ist ihr Sohn Noor (Muhammad Abed Elrahman) bei einem Protest gegen Israel schwer verletzt worden. Jahrzehnte später offenbart Hanan in einem Café einem jungen jüdischen Mann, "wie es angefangen hat". Und auch das, was alles danach passierte. Es ist höchste Zeit dafür.

Cherien Dabis' Familiensaga IM SCHATTEN DES ORANGENBAUMS erzählt in der Tat genau zum richtigen Zeitpunkt vom Leben in Palästina. Dazu passt, dass die Regisseurin nicht wie geplant an Originalschauplätzen drehen konnte. Der Überfall der Hamas auf Israel und die Vergeltungsmaßnahmen zwangen sie außer Landes. Mit Bedacht sind die Szenen gestaltet, die Ausschnitte gerahmt. Es gilt, dem Anspruch an ein Epos gerecht zu werden. Dabis schaut zurück auf sieben Jahrzehnte - auf den Kampf, auf die Demütigungen und auf das Bemühen der Eltern, die Familien zusammenzuhalten. Dabis übernahm selbst die Hauptrolle als Erzählerin Hanan. Wut färbt ihre Stimme nicht ein, Trauer und trotziger Mut durchaus.

Drama, Deutschland 2025; Regie: Cherien Dabis; Darsteller: Cherien Dabis, Saleh Bakri, Mohammad Bakri u.a.

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Ab 12 Jahren  |  146 Minuten

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