Gloria!

Wer hat eigentlich die Pop-Musik erfunden? ABBA jedenfalls nicht. Glaubt man der Regisseurin Margherita Vicario, die gemeinsam mit Anita Rivaroli die Musik-Geschichte GLORIA! auf die Leinwand transponierten, dann waren es höhere Töchter, aber vor allem die Magd Teresa (Galatéa Bellugi). Ort des innovativen Geschehens: Venedig. Datum: Irgendwann im Jahr 1800. Teresa, die von allen nur "die Stumme" genannt wird, und ihre Mitspielerinnen leben im Sant Ignazio College. Das kleine Orchester des Hauses übt fleißig. Der Papst gibt dem Institut die Ehre. Doch was Kapellmeister Perlina (Paolo Rossi) aus dem Klangkörper herausdirigiert, klingt reichlich uninspiriert. Bis Teresa, die wahres musikalisches Genie besitzt, im Haus ein neuartiges Instrument entdeckt: ein Piano Forte. So findet die Stumme zu ihrer Stimme und das Ensemble zu einem ganz neuen Klang. Wie die Beats wohl den Ohren des gerade gewählten Papsts Pius VII schmeicheln?

Völlig aus der Luft haben die Autorinnen die Hommage an die Frauen von Sant Ignazio allerdings keineswegs. Ihre Fiktion hat einen wahren Kern. In dieser und anderen Schulen lernten die Elevinnen in der Tat zu musizieren und zu komponieren. Ihre Namen gingen zumeist verloren. Es lohnt, an sie taktvoll und schlagfertig zu erinnern. Margherita Vicario bevorzugt gedeckte Farben, taucht die Zimmer des Colleges oft ins Dunkel. Mit geraden Linien zeichnet sie den Alltag einer von Männern dominierten Welt nach. Umso mehr leuchtet die Musik, wird das Zusammenspiel zu einem Akt der Befreiung und der Rebellion. So beginnt das Musikdrama GLORIA!, vorgestellt auf der Berlinale, rhythmisch und steigert sich zu einem furiosen Finale.

Italien, Schweiz 2024

Regie: Margherita Vicario

Darsteller: Galatéa Bellugi, Carlotta Gamba, Veronica Lucchesi u.a.

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Ab 12 Jahren  |  106 Minuten