Für immer hier
Für einen Moment weicht Eunices (Fernanda Torres) Lächeln fürs Familienfoto einer Miene der Sorge und der Furcht. Ein Militärlastwagen passiert die Straße am Strand von Rio de Janeiro. Es ist nur ein Moment unter dem heiteren Himmel. Die Familie Paiva genießt im Dezember 1970 das Leben. Mutter Eunice kümmert sich um das heimische Glück und ihre fünf Kinder. Um Politik kümmert sie sich in dem Land, in dem die Militärs herrschen, nicht. Bis ihr Mann Rubens (Selton Mello) abgeholt wird. Er werde bald wieder da sein, sagt er zum Abschied. Er wird nicht wiederkommen. Später werden auch Eunice und eine ihrer Töchter verhaftet. Als sie entlassen werden, verwandelt sich eine unpolitische Frau in eine Kämpferin gegen die Militärdiktatur in Brasilien (1964 bis 1986).
Fernanda Torres gewann für ihre Rolle als Mutter und Menschenrechtsanwältin in Walter Salles Politdrama FÜR IMMER HIER den Golden Globe. Drei Oscarnominierungen erhielt diese Adaption eines autobiographischen Romans eines von Eunice Paivas Söhnen ebenfalls. Salles spart die Gewalt weitestgehend aus, die Bedrohung und der Schrecken kriechen dennoch unter die Haut. Konsequent wählt der Regisseur die Perspektive der Ehefrau, die im Ungewissen über das Schicksal ihres Mannes nicht den Mut verliert. Privat wirkende Super-8-Aufnahmen vom Strand erinnern an das Familienglück. Die fast nüchtern, in jedem Fall dem wirklichen Leben folgenden Aufnahmen zeigen, wie Eunice eben diese Familie zusammenhält. Was vom Tage übrig bleibt, widmet sie der Suche nach ihrem Mann und der Ausbildung zur Juristin. Irgendwann im Film stellt Eunice einer Gruppe von Studierenden die Frage: Hat der Staat nicht wichtigere Aufgaben als die Aufarbeitung der Vergangenheit? Angesichts aktueller Entwicklungen wird unmittelbar einsichtig: Die Frage kann nur rhetorischer Natur sein.
Weitere Termine im April!
Brasilien 2024
Regie: Walter Salles
Darsteller: Fernanda Torres, Selton Mello, Fernanda Montenegro u.a.