Verführung: Die grausame Frau

Irgendwie kommt einem dann doch das Wort "gute alte Zeit" in den Sinn. Damals, als Filme noch für echte Skandale sorgten, im Kino (dem Delphi in Berlin) geschimpft wurde, als Bundesinnenminister den Inhalt eines Drehbuchs höchst persönlich für unzumutbar einstuften, als die New York Times eine deutsche Low-Budget-Produktion besprach (übrigens positiv). Die Rede ist vom guten, alten Jahr 1985 und von dem experimentellen Drama VERFÜHRUNG: DIE GRAUSAME FRAU. Die Regisseurinnen Elfi Mikesch und Monika Treut ließen sich von Leopold Sacher-Masochs Roman "Venus im Pelz" inspirieren. Die androgyn wirkende Mechthild Großmann spielte eine Domina, die professionell und privat Männer und Frauen quält. Udo Kier spielt den Sklaven Gregor. Die beiden Regisseurinnen wählten die Perspektive der Masochisten, was offenbar besonders verstörend wirkte. Wie auch immer, der Film brach mit Tabus und wirkte nach. Monika Treut, die ihr Regiedebüt gab, wurde zu einer Frontfrau des queeren Kinos. Fast 40 Jahre nach der Uraufführung verführt die grausame Frau in einer restaurierten Fassung erneut, ein paar Grenzen der Sehgewohnheiten und des "guten Geschmacks" einzureißen.

In der Reihe "Queerfilmnacht"

Deutschland 1985

Regie: Monika Treut, Elfi Mikesch

Darsteller: Mechthild Großmann, Udo Kier u.a.

 

Mehr anzeigen
Ab 16 Jahren  |  84 Minuten