Treasure - Familie ist ein fremdes Land
Edek (Stephen Fry) will nicht Zug fahren. Lieber lässt er sich von Stefan (Zbigniew Zamachowski) mit dem Taxi durch seine ehemalige Heimat Polen kutschieren. Mit seiner Tochter Ruth Rothwax (Lena Dunham), einer erfolgreichen Amerikanerin, kehrt der Jude nach dem Fall des Eisernen Vorhangs nach Lodz zurück. Das ungleiche Paar kehrt in das Haus ein, in dem Edek vor dem Zweiten Weltkrieg lebte. Die Kaffeekanne der Familie ist noch in Gebrauch. Sie besuchen das Warschauer Ghetto und machen ein Familienfoto vor einer Mauer, die historisch sein könnte oder auch nicht. Sie fahren nach Auschwitz/Birkenau. Mit dem Golfcart rollen sie am Zaun vorbei. Während Edek scheinbar leichthin durch Stadt und Land gondelt, verfolgt Ruth mit strategischem Ernst (und der Kamera in der Hand) die Suche nach den ausgerissenen familiären Wurzeln. Unterwegs entdecken Edek und seine Tochter, dass beide auf ganz verschiedene Weise einen gemeinsamen Schmerz betäuben wollen.
Julia von Heinz übersetzte den autobiografischen Roman "Too Many Men" von Lily Brett in den tragikomödiantischen Tochter-Vater-Film TREASURE - FAMILIE IST EIN FREMDES LAND für die Leinwand. Vor allem aus der Perspektive der Tochter erzählt sich, was so lange verschwiegen wurde. Deshalb erfährt man erst später, warum Edek nicht gerne Zug fährt. Die Farben sind matt und der Himmel bedeckt im polnischen Winter. Die Regisseurin konzentriert sich auf den Klimawandel zwischen Ruth und Edek. Lena Dunham und Stephen Fry liefern sich sehenswerte Blickduelle, bis sie einander nicht nur anstarren, sondern auch sehen.
Deutschland/Frankreich 2024
Regie: Julia von Heinz
Darsteller: Lena Dunham, Stephen Fry, Maria Mamona u.a.