So sind wir, so ist das Leben

Die Meute sitzt im Auto. Das Radio spielt Mamas Lied. Alle singen mit. Dann merkt der Moderator an, dass der Song die besten Tage irgendwie schon hinter sich hat. Antonia (Camille Cottin), genannt Toni, verzieht das Gesicht. Denn es ist wirklich ihr Lied. Sie hat es vor 20 Jahren gesungen. Das war bevor sie fünf Kinder bekam, bevor ihr Mann starb. Jetzt gerade fragt sich die Frau Anfang 40, ob auch sie bereits ihre besten Tage hinter sich hat. Ihr Leben dreht sich ganz um die fünf Kinder im Teenageralter. Abends singt sie in einer Bar. Die Familie kann das Geld brauchen. In einer Selbsthilfe-Gruppe wird Tonis Blick in eine neue Richtung gelenkt: "Wie stellst du dir dein Leben in zehn Jahren vor?" Der Denkanstoß gibt ihr den Mut, über einen Neustart nachzudenken. Die Mutter will Studentin werden. Die Kinder haben Bedenken. Aus nicht ganz uneigennützigen Motiven.

Ganz faszinierend: Regisseur Nathan Ambrosioni ist gerade mal 24 Jahre alt. Das Drehbuch zu dem heiter-tiefsinnigen Familienfilm SO SIND WIR, SO IST DAS LEBEN hat er ebenfalls geschrieben. Seine turbulente Emanzipationsgeschichte widerspricht allen, die sagen: Man muss es selbst erlebt haben, um es zu verstehen. Klug taucht Ambrosioni in die Familiendynamik ein, lässt sich auf das Chaos ein, gönnt sich den einen oder anderen Spaß. Ein Singlehaushalt mit fünf Kindern lädt dazu ein. Die Grundstimmung ist dabei getragen von Sympathie und Wärme. Camille Cottin (HOUSE OF GUCCI) spielt die Mutter, die ihr ganz eigenes Coming-of-Age-Erlebnis hat, auf berührende Weise. Ihrer Toni gönnt man von Herzen, dass vielleicht nicht die besten, aber doch sehr gute Tage noch auf sie warten.

Frankreich 2023, Regie: Nathan Ambrosioni

Darsteller: Camille Cottin, Thomas Gioria, Léa Lopez u.a.

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Ab 6 Jahren  |  96 Minuten