Poor Things

Frankenstein ist bekanntlich nicht das Monster, sondern der Doktor. Entsprechend ist die schwangere Selbstmörderin, die der Wissenschaftler Dr. Godwin Baxter (Willem Dafoe) mit Hilfe von Strom und Blitzen zurück ins Leben holt, nicht Frau Frankenstein. Sie heißt Bella (Emma Stone) und lebt im London des 19. Jahrhunderts mit ihrem Schöpfer zusammen. Bella hat das Gehirn eines Babys. Buchstäblich. Sie sieht aus wie eine Frau, verhält sich aber eher kindlich und muss viel lernen. Und sie lernt viel: wie Masturbation funktioniert zum Beispiel oder dass man keine Babys schlägt, wenn sie nervig schreien. Baxters Assistent Max McCandless (Ramy Youssef) liebt sie. Duncan Wedderburn (Mark Ruffalo) möchte sie entführen. Auf die Frage, ob sie die Welt kennenlernen will, antwortet Bella mit einem ausgesprochen unmittelbaren und überzeugten: "Ja, das will ich." Dann man (frau) los.

Emma Stone (LA LA LAND) ist Bella und stakst mitunter durch die zuweilen überwirkliche und comichaft schöne Szenerie. Emma Stones Vortrag ist aber grundsätzlich als virtuos zu bezeichnen. Sie kann weinen und sie kann naiv gucken, sie kann entschlossen auftreten und wirkt mit ihren scharf geschnittenen schwarzen Haaren fast schon gefährlich. Ihre Leinwandpräsenz prägt die feministische Frankenstein-Variation POOR THINGS. Yorgos Lánthimos adaptierte die Romanvorlage von Alasdair Gray kongenial und wurde dafür reich beschenkt. Mit dem Goldenen Löwen beim Filmfest in Venedig, zehn Minuten Beifall bei der Premiere und sieben Golden Globe Nominierungen. Noch ein Hinweis: Bella erkundet auch die eigene Sexualität. Dafür ist Nacktheit notwendig.

USA 2023

Regie: Yorgos Lanthimos

Darsteller: Emma Stone, Willem Dafoe, Mark Ruffalo u.a.

Mehr anzeigen
Ab 16 Jahren  |  141 Minuten