Micha denkt groß
Als Game-Designer hat Micha (Charly Hübner) den Rahm von der Milch abgeschöpft. Jetzt will er noch einmal absahnen. In seinem Heimatort, der nicht ganz zufällig Klein-Schappleben heißt und in Sachsen-Anhalt (dort soll es in Zukunft sehr, sehr warm werden) liegt, will er das abgewrackte Hotel seiner Eltern in eine Wellness-Oase verwandeln. So mit allem Schnick und noch mehr Schnack. Ein Rückzugsort für Menschen, die eine Pause von der Großstadt brauchen. Die Menschen in Klein-Schappleben denken, der Micha hat einen Stich, einen Sonnenstich, denn der Sommer ist ziemlich heiß in diesem Jahr. Immerhin, seine ehemalige Schulfreundin Tina (Jördis Triebel) und seine Partnerin Jenny (Natalia Rudziewicz) sind auf seiner Seite. Der Dorfrat ist es eher nicht. Die Chancen auf so ein fancy "Retreat" im Irgendwo sinken, als der Gegend das Wasser ausgeht, und zwar buchstäblich. Flasche leer, Brunnen auch, Schlauch schlapp. Wie sagt es die Bürgermeisterin: "Wasser ist für alle da." Aber für niemanden im Dorf. Nicht mal für die Kühe. Micha lässt sich von solchen Widrigkeiten nicht aus allen Träumen reißen. Was dabei fest steht: Allein bringt er keine Quelle ans Sprudeln, weder solche aus der Geld quillt noch die aus der Wasser (das neue Gold) strömt.
Lars Jessen (MITTAGSSTUNDE) und Jan Georg Schütte nehmen den Klimawandel heiter bis wolkig. Ihr satirischer Ausflug aufs Land MICHA DENKT GROSS lässt alle Zeigefinger eingeklappt. Vielmehr sorgt die Wassersucht in Klein-Schappleben für sehr unterhaltsame Momente. Kein Wunder, wenn Charly Hübner den Visionär gibt. Wo gerade Namen genannt werden: Christian Riedel werkelte am Drehbuch mit. Wie viel Arbeit er wohl hatte? Denn das eingespielte Trio Jessen, Schütte, Riedel (FÜR IMMER SOMMER 90) ließ dem Ensemble alle Freiheiten zur Improvisation. Wie trocken der Ort auch sein mag, die Dialoge sind extrem flüssig.
Deutschland 2023
Regie: Lars Jessen, Jan Georg Schütte
Darsteller: Charly Hübner, Jördis Triebel, Ulrich Brandhoff u.a.