Maestro
Der Streit um Bradley Coopers Nase lenkte ab. Nach der Veröffentlichung des Trailers zum Bio-Pic über Leonard Bernstein, MAESTRO, tobte der Protest los. Einige Gruppen vermuteten Antisemitismus hinter der Nasenprothese, die der Nichtjude Cooper trug, um Bernstein ähnlicher zu sehen. Die Kinder des Komponisten verteidigten die Maßnahme und kamen zur Aufführung nach Cannes. Der Zwist führt auf eine Nebenstraße, weil es Bradley Cooper (A STAR IS BORN), der auch Regie führte, vor allem um eines geht: die Beziehung zwischen dem Musiker und seiner aus Chile stammenden Frau Felicia Montealegre (großartig: Carey Mulligan).
Denn Bernstein war bisexuell und verließ aus Liebe zu Felicia seinen damaligen Partner. Das Interesse an Männern flammte später wieder auf. Die Ehe scheiterte, ohne dass Bernsteins Liebe zu seiner Ex-Frau ganz verloren ging. Coopers Drehbuch-Partitur spielt weitere Motive einer Lebenssymphonie aus: der Weg zum Ruhm des damals größten amerikanischen Dirigenten ist eines davon. Am 18. November 1943 erhielt der damals 25-Jährige den Anruf, als Ersatz für den erkrankten Bruno Walter die Leitung der New York Philharmonics zu übernehmen. A Star was born. Bernstein wollte sich nicht festlegen. Er war Komponist (West Side Story), Lehrer und Fernsehstar.
Cooper spielt den Meister in allen Lebensphasen. Die "Maske" hatte weit mehr zu tun, als eine Nase zu formen. Der Hauptdarsteller wird so zum verbindenden Element. Die Szenenfolgen greifen episodenhaft Wende- und Scheitelpunkte einer Karriere heraus. Kameramann Matthew Libatique folgt in der Form dem Zeitlauf. Von Schwarz-Weiß-Szenen im damals üblichen und engen Kinoformat wechselt er zu Farbaufnahmen über, die den Look der im Film gezeigten Zeit aufnehmen. Doch es geht um mehr als Bilder, es geht auch und vor allem um die Musik. Der Maestro selbst lieferte - mehr als 30 Jahre nach seinem Tod 1990 - den Soundtrack zu seinem Lebensfilm.
USA 2023
Regie: Bradley Cooper
Darsteller: Miriam Shor, Bradley Cooper, Carey Mulligan u.a.