Lolita lesen in Teheran

Azar Nafisi (Golshifteh Farahani) will ihrem Land helfen. Am Vorabend der Islamischen Revolution reist die Lehrerin für englische und amerikanische Literatur 1979 zurück in ihr Heimatland Persien. An der Allameh-Tabataba’i-Universität übernimmt sie eine Lehrtätigkeit. Schnell aber zeigt sich: Die Mullahs wollen ihre Hilfe nicht - schon gar nicht, wenn sie keinen Hijab tragen will. Und ebenso schnell zeigt sich: Nafisi will den Machthabern nicht helfen, ein Unrechtsregime zu etablieren. Sie verlässt die Uni und gründet einen heimlichen Literaturzirkel. Mit sechs Frauen liest und diskutiert sie die Klassiker der englischsprachigen Literatur: "Der große Gatsby", "Stolz und Vorurteile" und auch Nabokovs "Lolita". Aber selbst ein Wohnzimmer ist im Iran kein privater Ort mehr.

Der israelische Regisseur Eran Riklis (LEMON TREE) verfilmte Azar Nafisis Autobiografie. 2003 erschien der Bestseller LOLITA LESEN IN TEHERAN. Da lebte die Autorin schon wieder in den USA. Das Credo des Films formuliert Nafisi in einer Art Gerichtsverhandlung - die Studenten vs. Der große Gatsby. Da sagt sie: "Gute Bücher sollen euch verunsichern." Sie hinterfragen die festgezurrten Positionen. Dass sich die Frauen im Iran diese Nachricht zu Herzen nehmen, verwundert nicht. So wird das Wohnzimmer zu einem Freiraum, offenbaren die Gespräche Wünsche und Sorgen der Frauen. Riklis’ Verfilmung spart die Härten nicht aus und macht mehr als deutlich, wie ungern sich die Männerwelt der Mullahs von freiem Denken verunsichern lassen will. Dazu passt: Die Darstellerinnen sind im Iran nicht gern gesehen. Riklis drehte seinen Film in Italien.

Drama, Italien 2025; Regie: Eran Riklis; Darsteller: Golshifteh Farahani, Mina Kavani, Zar Amir Ebrahimi u.a.

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Ab 12 Jahren  |  108 Minuten

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