Divertimento - Ein Orchester für alle

Maestro Sergiu Celibidache (Niels Arestrup) lässt keine Zweifel: Dirigieren ist nichts für Frauen. Der Meister am Pult – nicht für emanzipatorischen Eifer bekannt – ist dennoch Manns genug, einzusehen: Zahia Ziouani (Oulaya Amamra) kann es schaffen. Celibidache nimmt sie in seine Meisterklasse auf. Das 17-jährige Mädchen aus der Pariser Vorstadt Saint-Denis ist beseelt von dem Wunsch, Dirigentin zu werden. Zur Not würde sie auch ein Baguette als Taktstock missbrauchen. Aber das ist noch das geringste Hindernis. Zahia Ziouani kommt aus einer Banlieue, sie hat algerische Wurzeln und ist eine Frau. Mehr „geht nicht“. Doch ihre Schwester Fettouma (Lina El Arabi), die selbst Cello spielt, macht ihr Mut: Wenn es kein Orchester gibt, dass deinem Taktstock folgt, dann gründe ein eigenes. Mit Mühe, Zähigkeit, dem Kampf gegen Vorurteile, dem Akzeptieren von Unterschieden und einer großen Liebe zur Musik gründet Zahia Ziouani das Ensemble Divertimento im Jahr 1998 und bringt Camille Saint-Saëns „Samson und Dalila“ zum Klingen.

Ohne Frage, DIVERTIMENTO – EIN ORCHESTER FÜR ALLE, klingt wie eine Aschenputtel-Geschichte. Was aber ebenfalls festzuhalten ist: Es ist eben kein Märchen. Zahia Ziouani hat im wirklichen Leben diesen Klangkörper 1998 ins Leben gerufen und ist inzwischen eine berühmte Dirigentin. Und es ist Marie-Castille Mention-Schaar, die von dieser Real-Life-Cinderella im schwarzen Sakko und weißer Bluse erzählt. Die Regisseurin drehte auch DIE SCHÜLER DER MADAME ANNE, ebenfalls eine wahre Geschichte von Menschen, denen Unerwartetes gelang. Die Französin badet nicht im Sentiment, spart die Widernisse nicht aus. Trotzdem oder gerade deswegen: DIVERTIMENTO macht Mut und gute Laune.

 

Frankreich 2022

Regie: Marie-Castille Mention-Schaar

Darsteller: Oulaya Amamra, Niels Arestrup, Lina El Arabi u.a.

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Ab 0 Jahren  |  114 Minuten