Der Zopf
Drei Frauen, drei Geschichten, vielleicht sogar Schicksale. In Indien träumt die "Unberührbare" Smita (Mia Maelzer) von einem besseren Leben für ihre Tochter. Dafür verlässt sie ihre Heimat, um weit entfernt und nicht länger ausgegrenzt durch das Kastenstigma neu anzufangen. In Italien muss Giulia (Fotinì Peluso) für ihren verunglückten Vater die Leitung einer Perückenwerkstatt übernehmen. Die Tochter entdeckt: Die Firma ist praktisch pleite. Ihr indischer Freund hat eine möglicherweise rettende Geschäftsidee. Die kanadische Anwältin Sarah (Kim Raver) will Teilhaberin ihrer Kanzlei werden. Sie erhält eine Krebsdiagnose und setzt für sich neue Prioritäten. Die drei Frauen haben nichts miteinander gemein. Nie werden sie sich sehen oder treffen und doch: Es gibt ein verbindendes Element.
Ob diese Frauen moderne Amazonen sind? Ein Thema, über das Sarahs Tochter (Sarah Abbott) während eines Schulvortrags spricht, sei dahin gestellt. Stark sind sie in jedem Fall und opferbereit. Sie sind sozialen Zwängen ausgesetzt und wehren sich mit den ihnen jeweils möglichen Mitteln.
Laetitia Colombanis Roman DER ZOPF verkaufte sich weltweit über fünf Millionen Mal. In 28 Sprachen wurde das Buch übersetzt. Die Adaption fürs Kino übernahm die Autorin gleich selbst. Es war kein Sprung ins kalte Wasser. Die Französin war schon vor ihrem Bestseller als Regisseurin tätig. Ihr Flechtwerk verbindet die Erzählstränge kunstvoll und mit viel Gefühl. Das Melodram scheut das Sentiment nicht. Die (Bild-)Welten sind verschieden, die Frauen von unterschiedlichem Charakter, die Sorgen nicht miteinander vergleichbar. Und doch ist das Ganze mehr als die Summe dieser drei Teile.
Frankreich, Kanada, Italien,Belgien 2023
Regie: Laetitita Colombani;
Darsteller: Avi Nash, Kim Raver, Mia Maelzer u.a.