Aftersun

Wie war das damals noch? Als Sophie (Frankie Corio) gerade mal elf Jahre alt war? Als sie mit ihrem Vater Calum (Paul Mescal) einen Urlaub an der türkischen Riviera verbrachte? Ihr Vater war damals 30 und hatte während der gemeinsamen Ferien Geburtstag. Edinburgh und Sophies Mutter hatte Calum verlassen. Der Urlaub spendet ein wenig Vater-Tochter-Zeit. Heute ist Sophie 30 und hat selbst bald Geburtstag. Die alten Camcorder-Aufnahmen vom Urlaub wecken die Erinnerungen: Calum sieht so jung aus. Man dachte, er sei Sophies Bruder, nicht ihr Vater. Sie beeindruckt die älteren Jugendlichen in der Anlage mit ihren Billardkünsten. Erste Küsse schmecken am Pool. Vater und Tochter matschen sich mit Schlamm ein, schwimmen und plantschen im Meer. Und sie sprechen miteinander: Warum er nicht mehr in Schottland leben mag? Wie es ist, wenn man sich manchmal müde und niedergeschlagen fühlt? Calum weiß das sehr genau.

Die Schottin Charlotte Wells beschreibt ihren Stil mit „personal filmmaking“. Was sie damit meint: Die Handlung ihrer Urlaubserinnerung AFTERSUN ist nicht autobiographisch. Stimmung, Textur und Gefühlslagen sind gleichwohl der eigenen Erinnerung entnommen. Die Autorenfilmerin erzählt am Beispiel von anderen Personen von sich selbst. Die Idee kam ihr beim Blättern in einem Urlaubsalbum. Es ist der Blick zurück, auf den es ankommt. Auf das heutige Verstehen, was damals nicht verstanden werden konnte. Sophie Wells mischt dafür pixelige Camcorder-Aufnahmen in die „realen“ Urlaubsszenen ein. Was nach dem Anspann in Erinnerung bleibt: Die Zärtlichkeit des Vaters, von Paul Mescal mit viel Gefühl gespielt, das „Hab dich lieb“ der Tochter und dass der Teppich ein neues Zuhause gefunden hat.

 

GB/USA 2022

Regie: Charlotte Wells

Darsteller: Paul Mescal, Frankie Corio, Celia Rowlson-Hall u.a.

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Ab 12 Jahren  |  102 Minuten