Das Filmprogramm der 44. Duisburger Akzente
Mehr als Magie
Wo ereignen sich Wunder? Am liebsten im Kino. Der Film ist das perfekte Medium, um vom Unfassbaren und Unerklärlichen zu erzählen. Es liegt in der prosaischen Natur der Sache: Die Tricktechnik erlaubt es, die Naturgesetze auf der Leinwand bildstark außer Kraft zu setzen. Diese Möglichkeiten hat bereits die Regisseure fasziniert, als das Kino selbst als Wunder galt und bewegte Bilder für Staunen und Schrecken sorgten. Im Kinoprogramm zu den Duisburger Akzenten reflektiert die filmhistorische Kollage Das Wunder der Neuzeit, wie alles begann. Deutlich fortgeschritten war die Magie wenige Jahrzehnte später. DER DIEB VON BAGDAD aus dem Jahr 1940 schwelgt farbenfroh in dieser Lust am Spezial-Effekt.
Man mag dieses „Guck, was wir alles machen können“ eine kindliche Phase nennen. Verloren hat sie sich nie. Die Blockbuster aus dem Superhelden-Universum oder der Harry-Potter Reihe machen Kasse mit dem Schauwert jenseits der Physik. Mithin, Wunder sind nicht zuletzt gut fürs Geschäft. Bernard Wicki nimmt dieses Motiv in DAS WUNDER DES MALACHIAS gesellschaftskritisch auf. Interessanterweise sind es da gerade die Kirchenoberen, die an der Tat Gottes zweifeln. DAS LEBEN DES BRIAN ist nicht nur ein Kultfilm. Die Monty-Pythons-Satire hinterfragt ironisch die biblische Geschichte als Anti-Legende.
Wunder – darüber herrscht Konsens – sind positive Ereignisse. Und wieder ist die Nähe zum Film, der seine Geschichten gern mit einem Happy End abblendet, nicht zu übersehen. Dieser Macht konnten sich auch die ganz Großen der Kunst sich nicht widersetzen. Neo-Realist Vittorio Da Sica ließ in DAS WUNDER VON MAILAND den guten Toto auf einem Besen fliegen. Kino-Poet Andrej Tarkowsky erklärt in OPFER das Unerklärliche fast beiläufig und trotzdem zutiefst spirituell.
Diese Art von Wunder gibt es nämlich auch. Es sind solche die nichts Übernatürliches benötigen, aber als Mythos das eigentliche Ereignis überstrahlen. Sönke Wortmanns DAS WUNDER VON BERN gibt dafür ein Beispiel. Es war mehr als nur ein Sieg auf einem vom Regen aufgeweichten Fußball-Platz. Genau davon erzählt das Drama. Das Wirtschaftswunder im Ruhrgebiet dagegen war mehr als eine Ingenieursleistung, geschmolzen gegossen, geschmiedet in den Eisen- und Stahl-Werken. Die Filme aus den Archiven von Thyssenkrupp und dem filmforum transportieren auch den Stolz und das wiedererachte Selbstbewusstsein. Sie verweisen zugleich auf eine weitere Eigenschaft eines Wunders: Es muss etwas bewirken. Ansonsten ist es nur Zauberei und etwas fürs Varieté. (Hermann Kewitz)
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